"Altarschmuck" - Foto: M. Hebbeler

Gottesdienst vor Exaudi, 16. Mai 2021

 

Klavier-Vorspiel mit bekannten Motiven

 

Der Friede des Herrn sei mit euch allen.
Im Namen Gottes, des Vaters
und des Sohnes
und des Heiligen Geistes.
Unsere Hilfe und unser Anfang stehen im Namen des Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat,
der Bund und Treue hält ewiglich,
und der nicht preisgibt das Werk seiner Hände.
Amen.

 

Liebe Gemeinde,
passend zum Predigttext am Sonntag Exaudi über das lebendige Wasser,
bete ich mit uns Worte aus dem 1. Psalm in der Übersetzung der Basisbibel (V.1-3):

 Glücklich ist der Mensch,
der nicht dem Vorbild der Frevler folgt
und nicht den Weg der Sünder betritt.
Mit Leuten, die über andere lästern,
setzt er sich nicht an einen Tisch.
 Vielmehr freut er sich über die Weisung des Herrn.
Tag und Nacht denkt er darüber nach
und sagt Gottes Wort laut vor sich hin.
Er gleicht einem Baum,
der am Wasser gepflanzt ist.
Früchte trägt er zu seiner Zeit
und seine Blätter welken nicht.
Alles, was er tut, gelingt gut.

 

 Lied: Wie lieblich ist der Maien
(EG 501,1-2; Text: Martin Behm, 1606; Melodie: Johann Steurlein, 1575)

Wie lieblich ist der Maien aus lauter Gottesgüt,
des sich die Menschen freuen, weil alles grünt und blüht.
Die Tier sieht man jetzt springen mit Lust auf grüner Weid,
 die Vöglein hört man singen, die loben Gott mit Freud.

Herr, dir sei Lob und Ehre für solche Gaben dein!
Die Blüt zur Frucht vermehre, lass sie ersprießlich sein.
 Es steht in deinen Händen, dein Macht und Güt ist groß;
 Drum wollst du von uns wenden Mehltau, Frost, Reif und Schloß` (Hagel).


Das Fest Christi Himmelfahrt liegt gerade hinter uns, das Pfingstfest feiern wir in einer Woche.
Jesus verlässt die, die zu ihm gehören und fährt zum Vater auf.
Im Kloster Wienhausen bei Celle findet sich im Chor eine schöne bildliche Darstellung der Himmelfahrt,
die sich mir seit meiner Jugend tief eingeprägt hat.
Der Kreis der Jünger steht beieinander, ihre Blicke sind nach oben gerichtet.
Da sind nur noch Jesu Füße in gestreckter Haltung zu sehen,
als sei er einer Rakete gleich in den Himmel gestartet.
Die Blicke der Jünger nehmen nicht wahr,
dass etwas von Jesus in ihrem Kreis geblieben ist, seine Fußabdrücke:
Jesus im Himmel gibt es nicht ohne den auf Erden und umgekehrt.
Für mich die beste und kürzeste Himmelfahrtspredigt.
 
Ich lese die Worte über Christi Himmelfahrt aus der Apostelgeschichte:
Als Jesus wieder einmal bei den Aposteln war und mit ihnen aß,
schärfte er ihnen ein:
„Verlasst Jerusalem nicht!
Wartet darauf, dass in Erfüllung geht, was der Vater versprochen hat.
Ihr habt es ja schon von mir gehört.
Johannes hat mit Wasser getauft.
Aber ihr werdet in wenigen Tagen mit dem Heiligen Geist getauft werden.“
Da fragten ihn die Versammelten:
„ Herr, wirst du dann die Herrschaft Gottes in Israel wieder aufrichten?“
Jesus antwortete:
„Ihr braucht die Zeiten und Fristen nicht zu kennen.
Mein Vater allein hat sie in seiner Vollmacht festgelegt.
Aber wenn der Heilige Geist auf euch herabkommt, werdet ihr die Kraft empfangen.
Dann werdet ihr meine Zeugen sein – in Jerusalem,
in ganz Judäa und Samarien und bis ans Ende der Erde.“
Nach diesen Worten wurde er vor ihren Augen emporgehoben.
Eine Wolke nahm ihn auf, und er verschwand.
Die Apostel starrten wie gebannt zum Himmel und schauten ihm nach.
Da standen plötzlich zwei weiß gekleidete Männer bei ihnen.
Die sagten:
„Ihr Männer aus Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel?
Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen wurde,
wird wiederkommen – genauso wie ihr ihn habt in den Himmel gehen sehen.“
Danach kehrten die Apostel vom Ölberg nach Jerusalem zurück.
Der Ölberg liegt nahe bei Jerusalem, nur etwa einen Sabbatweg entfernt
(Apg 1, 4-12 in der Fassung der Basisbibel).

 

Der Theologe und Pastor Detlev Block deutet in seinem Himmelfahrtslied dies so:

Wir feiern deine Himmelfahrt mit Danken und mit Loben.
Gott hat sich machtvoll offenbart, das Kreuz zum Sieg erhoben.
 Er sprach sein wunderbares Ja.
 Nun bist du für uns alle da, entgrenzt von Raum und Stunde.

 Dein Reich, in das du wiederkehrst, ist keine ferne Höhe.
Der Himmel, dem du zugehörst, ist Herrschaft und ist Nähe.
 Präg du uns ein, Herr Jesu Christ:
 Gott ist nicht, wo der Himmel ist; wo Gott ist, da ist Himmel.

 Nimm uns in deinen Machtbereich, gib Kraft zu Tat und Leiden
 und mach uns deinem Wesen gleich im Wollen und Entscheiden.
 Wir freuen uns, Herr Jesu Christ,
 dass da auch ein Stück Himmel ist, wo wir dein Wort bezeugen.

 Du trittst beim Vater für uns ein, auch wenn wir es nicht sehen.
 Trotz Widerspruch und Augenschein kann uns doch nicht geschehen,
 was deinem Wort, Herr Jesu Christ,
und deinem Sieg entgegen ist. Hilf uns darauf vertrauen.
 
(Strophen 1-3+6, Melodie: Es ist gewisslich an der Zeit, EG 149)

 

Vom „lebendigen Wasser“ spricht Jesus im heutigen Predigttext aus dem 7. Kapitel des Johannesevangeliums. Ein Kapitel zuvor war vom „Brot des Lebens“ die Rede im Zusammenhang mit der Speisung der 5000, und im 4. Kapitel bietet er der ausgebrannten, mit Leib und Seele dürstenden Frau am Jakobsbrunnen an, ihren Durst stillen zu können. „Lebendiges Wasser“- wir denken dabei wahrscheinlich an Wasser aus Quellen, Bächen oder Flüssen, Wasser, das nicht still steht, das in Bewegung ist und selbst bewegen kann, Wasser, das erfrischt und aufweckt. So heißt es bei Johannes:

Am letzten Tag, dem Höhepunkt des (Laubhütten)-
Festes trat Jesus vor die Menschenmenge und rief laut:
„Wer Durst hat, soll zu mir kommen.
Und es soll trinken, wer an mich glaubt.
So sagt es die Heilige Schrift:
`Ströme von lebendigem Wasser werden aus seinem Inneren fließen.`“
Jesus bezog dies auf den Heiligen Geist.
Den sollten die erhalten, die zum Glauben an ihn gekommen waren.
Denn der Heilige Geist war noch nicht gekommen,
weil Jesus noch nicht in seiner Herrlichkeit sichtbar war.
(Joh 7,37-39 in der Fassung der Basisbibel)

 

Liebe Gemeinde!

Wie das ist, wenn die Natur nach einer Trocken- oder sogar Dürrephase aufatmet, wenn der erste Regen fällt, können wir uns nach den letzten Tagen und erst recht nach den letzten sehr trockenen Sommern wahrscheinlich gut vorstellen. Jesus zitiert mit seiner Verheißung den 78. Psalm, wo das Volk Israel auf dem Weg durch die Wüste nach Brot und Wasser, nach Hoffnung und Leben hungert und dürstet.
Und die, in deren Leben er seinen Fußabdruck hinterlassen hat, denen er begegnet ist in ihrer Not und Angst um ihr Leben, die haben es erfahren dürfen: Jesus hat ihnen gegeben, was sie brauchten, damit ihr Leben wieder lebendig wurde, Hoffnung und Zukunft bekam.
Bei jeder Taufe darf ein Mensch es spüren: So wahr du durch dieses Wasser nass wirst, so nah will dir Christus sein alle Tage bis an der Welt Ende.
 Gut, wer dies weiß, an welcher Quelle er oder sie seinen Lebensdurst stillen kann, immer wieder neu in den Anstrengungen und Zumutungen des täglichen Lebens, in den Dürreperioden und Abgründen der eigenen Existenz.
„Jesus ist kommen, die Quelle der Gnaden: Komme, wen dürstet, und trinke, wer will! Holet für euren so giftigen Schaden Gnade aus dieser unendlichen Füll! Hier kann das Herze sich laben und baden“ (EG 66,7).
 Ich höre aus den Worten Jesu aber noch mehr heraus: Wer von diesem Wasser getränkt wird, der wird selbst für andere zu einer Quelle werden, wird ihre Not nicht übersehen und ihren Durst stillen. Der hat keine Angst sich zu verschwenden, weil er selbst an einer Quelle sitzt, die nicht versiegt. Das lebendige Wasser und der Heilige Geist werden hier aufeinander bezogen in ihrer Kraft und Wirksamkeit, wie es bei jeder Taufe zu hören und zu sehen ist. Manche Sehnsucht nach lebendigem Wasser ist dieser Tage zu spüren. Bitten wir um den Heiligen Geist, dass wir nicht immer wieder zu den rissigen Zisternen zurückkehren.
Amen.

 

Lied: Geh aus, mein Herz
(EG 503,1+5+14; Text: Paul Gerhardt; Melodie: August Harder)

 Geh aus, mein Herz, und suche Freud
in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben;
schau an der schönen Gärten Zier und siehe,
wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben.

Die Bächlein rauschen in dem Sand
und malen sich an ihrem Rand mit schattenreichen Myrten;
 die Wiesen liegen hart dabei und klingen ganz vom Lustgeschrei
der Schaf und ihrer Hirten.

Mach in mir deinem Geiste Raum,
dass ich dir wird ein guter Baum und lass mich Wurzel treiben.
 Verleihe, dass zu deinem Ruhm
 ich deines Gartens schöne Blum und Pflanze möge bleiben.

 

Segenswunsch:

Möge deine Zeit sein wie das Wasser,
das in den Boden sickert,
zum Trinkwasser wird für Mensch und Tier,
 Leben erhaltend für Erde und Gewächs.
 Möge deine Zeit sein wie der Regen,
der aus dem Himmel Gottes herab kommt.
Möge deine Zeit sein wie Rinnsal,
Bach, Fluss und Meer, die dahinströmend nähren,
reinigen, befördern, tragen – und in die Ferne weisen.